Die Gründerzeit
Der RGZ Voerde wurde 1924 als „Nutzgeflügelzuchtverein Voerde/Niederrhein“ gegründet. Die Wahl des Vereinsnamens sagt schon einiges über die Ziele der Gründerväter aus. Das Huhn als Wirtschaftsfaktor stand zu dieser Zeit noch im Vordergrund. Die Beschaffung von Stalleinstreu und Futter auf genossenschaftlicher Basis war eines der wichtigsten Ziele in der Gründungsphase. Aber auch die Verbreitung und Nachzucht bekannter Hühnerrassen war von Beginn an ein wichtiges Anliegen der Gründerväter.
Trotz, aus heutiger Sicht, einfacher technischer Hilfsmittel und relativ hohen Kosten begannen die Mitglieder sich schon in den ersten Vereinsjahren intensiv um den Geflügelnachwuchs zu kümmern. Eine petroleumbeheizte Brutmaschine wurde bereits 1926 angeschafft.
Wie wichtig eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist, erkannte man schon in der frühen Gründerzeit. Präsentationen und Ausstellungen waren schon damals eine Selbstverständlichkeit. Das hatte auch positive Auswirkungen auf die Mitgliederentwicklung. Die Zahl der Vereinsmitglieder stieg von weniger als 20 Gründungsmitgliedern innerhalb weniger Jahre auf über 50. Ein besonderen Stellenwert hatte schon immer die Jugendarbeit des Vereins. Durch Werbeamaßnahmen in Schulen und die Unterstützung Jugendlicher bei der Geflügelaufzucht konnte man junge Menschen für die organisierte Rassegeflügelzucht begeistern.
Eine gesunde Kassenlage ist für jeden Verein überlebenswichtig. Das sah man auch schon früher so. Bei den Werbeschauen und Ausstellungen wurde stets auf ein positives Ergebnis für die Vereinskasse geachtet. Auch die Einbindung der heimischen Geschäftswelt als Sponsoren war damals schon selbstverständlich.
Die schwierige NS-Zeit und die Kriegswirren beeinträchtige natürlich auch das Vereinsleben der Voerder Geflügelzüchter. Noch in den dreißiger Jahren versuchte man durch die Einrichtung eines Zuchtstammfonds zur Anschaffung weiterer Zuchtstämme die Artenvielfalt zu stabilisieren. Der Zusammenschluß mit den Vereinen Dinslaken, Holten, Walsum und Wesel zur „Kreisfachgruppe der Ausstellungsgeflügelzüchter Dinslaken in der Landesfachgruppe Rheinland“ fand 1940 statt..
Neubeginn und Aufbauarbeit
Nach dem Krieg waren die Hühnerbestände durch verschiedene Einwirkungen stark dezimiert. Die Futterbeschaffung und der Schutz der Tiere gegen Diebstahl und Feuer standen zu dieser Zeit im Mittelpunkt der Züchterarbeit und erforderten große Anstrengungen. Zur Blutauffrischung und Anschaffung neuer Rassen bezog man von auswärtigen Vereinen Bruteier. Nach dem Krieg schlossen sich die Vereine Dinslaken, Walsum, Holten und Voerde zum Kreisverband Dinslaken zusammen, der bis zur kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 bestand.
Im Jahre 1949 wurde das 25-jährige Bestehen des Rassegeflügelzuchtvereins Voerde mit einer Jubiläumsschau als Kreisverbandsschau gefeiert. Eine beachtliche Zahl von 69 Züchtern stellte in 341 Käfigen seine Tiere aus. Auch die Neugründung einer Jugendgruppe mit 10 Mitgliedern zeigte, dass es beim RGZ Voerde wieder aufwärts ging. Anfang der fünfziger Jahre hatte der Verein bereits wieder über sechzig Senioren und zehn jugendliche Mitglieder.
Die folgenden Jahre waren dem Ausbau der Züchterbasis und der Präsentation des Geflügels durch immer schönere und größere Ausstellungen gewidmet. Eine Bereicherung der örtlichen Schauen durch Ziergeflügel begann und die Voerder Züchter zeigten nun auch auf regionalen Schauen ihre Tiere. Die große Aufbauarbeit wurde für besonders verdienstvolle Züchter mit Ehrungen und Titeln gewürdigt („Ehrenmeister der Rheinischen Rassegeflügelzucht“ für Heinrich Schmittz, 1964; Heinrich Hülser I, 1974; Heinrich Isselhorst 1978 und Karl-Heinz Wolf 1999). Engagierte Mitglieder begannen nun ihr Wissen im Bereich der Geflügelzucht als Preisrichter und Schulungsleiter der Preisrichtervereinigung des Landesverbandes Rheinischer Rassegeflügelzüchter zur Verfügung zu stellen. Im Jahre 1974 feierte der RGZ Voerde sein 50-jähriges Jubiläum. Dieses Ereignis wurde mit einer großen Jubiläumsschau und einem feierlichen Abend begangen. Bald darauf, bedingt durch die kommunale Neuordnung, löste sich der Kreisverband Dinslaken auf und die Vereine Wesel, Dingden und Voerde gründeten den neuen Kreisverband Wesel-Ost. Die erste Kreisschau des neuen Kreisverbandes richtete der RGZ Voerde im November 1976 im Saalbau Westerfeld in Voerde-Spellen aus. Nach wechselnden Räumlichkeiten wurden dort auch für viele Jahre die Ausstellungen der Voerder Geflügelzüchter abgehalten – bis ein lange gehegter Traum endlich Wirklichkeit wurde.
Der RGZ-Voerde heute
In der bisherigen Geschichte des Vereins wurde das Ausstellungsmaterial an unterschiedlichen Orten gelagert und musste mühevoll zu den Ausstellungslokalen transportiert werden. Schon Anfang der siebziger Jahre gab es erste Überlegungen zur Schaffung einer Gemeinschaftszuchtanlage. Bis dieser Traum der Geflügelzüchter Wirklichkeit wurde, sollten noch mehr als zehn Jahre vergehen. Im Jahre 1986 fand der RGZ Voerde in der ehemaligen Dorfschule „Holthausen“ seine heutige Heimat. Es wurde mit der Stadt Voerde ein langfristiger Pachtvertrag abgeschlossen und eine Partnerschaft begründet, mit der beide Vertragsparteien bis heute sehr zufrieden sind. Die Gemeinschaftszuchtanlage „Alte Schule Holthausen“ wurde in den folgenden Jahren ständig ausgebaut und verschönert. Es entstanden für die Vereinsmitglieder 15 Züchterparzellen. Das ehemalige Schulgebäude ist heute Dreh- und Angelpunkt der Geflügelzüchter und wird vom Verein für Versammlungen und Veranstaltungen genutzt. Es wurden großzügige Ausstellungshallen geschaffen, die den RGZ Voerde in die Lage versetzten Ortsschauen, Kreisschauen und auch regionale Schauen zu veranstalten. Der Verein hat heute 150 Mitglieder von denen 27 zur Jugendgruppe gehören und zählt damit zu den Mitgliederstärksten im Landesverband Rheinischer Rassegeflügelzüchter. Eine Erfolgsgeschichte die begründet ist in jahrzentelanger, beharrlicher Aufbauarbeit vieler Züchtergenerationen.